Kuvasz – Zucht „vom Drachenfels“

verantwortungsvolle Zucht zur Gesunderhaltung des Kuvasz

1.Rasse

Die Geschichte des Kuvasz

von Imre Kovács, Békéscsaba, Ungarn,  in  einer Übersetzung von Andrea Krebs

1.    Aus der ungarischen Urheimat in das Karpatenbecken

Der Hund gehört zu den ersten domestizierten Tieren, der die urtümlichen Eigenschaften des Wolfes immer mehr aufgegeben hatte und während der Jahrtausende ein treuer Gefährte des Menschen wurde. Die Urungarn hatten sicherlich auch Hunde, sowohl große als auch kleine und vom unterschiedlichen Charakter. Man tappt im Dunkeln, was die Abstammung des Kuvasz` angeht, man weiß nicht genau, wann sich die Rasse entwickelte, es ist aber anzunehmen, dass durch die Entwicklung der Tierzucht ein schneller Hund mit kräftigem Knochenbau, der sich gegenüber Fremden misstrauisch war, herhalten musste. Für die Völker Asiens bedeuteten die Haustiere das größte Vermögen, die nur mit robusten und hartnäckigen Hunden verteidigt werden konnten. Diese Hunde waren sowohl in ihren inneren Eigenschaften als auch in ihrer äußeren Erscheinung unheimlich dem Kuvasz ähnlich, aufgrund dessen die gemeinsamen Vorfahren zu vermuten sind.
Bei der Trennung der Urungarn in den finnischen und ugrischen Völkerstämme wurden noch keine Überreste von großwüchsigen Hirtenhunden, lediglich spitzartige Hundeüberreste gefunden, was ein Zeichen der primitiven Tierhaltung ist. Als Besonderheit muss erwähnt werden, dass weder unter den Rentiere züchtenden Samen noch den Mansen ein richtiger, auch gegen Raubtiere einsetzbarer Herdenschutzhund herausgebildet hat, der erfolgreich den Kampf gegen die Rentiere bedrohenden Tundrawölfe hätte aufnehmen können.
In der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung (vermutlich über altiranische oder alttürkische Vermittlung) lernt das ugrische Urvolk die Tierhaltung kennen, aber auch aus diesem Zeitalter haben wir keine Kenntnisse von großwüchsigen Hirtenhunden.
Die aus der Einheit der ugrischen Völker ausscheidenden Urungarn kamen in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung mit dem tschuwaschischen Volk türkischer Abstammung in Kontakt. Unsere Ahnen und das tschuwaschische Volk lebten beinahe Tausend Jahre nebeneinander. Vermutlich lernten wir von diesem Volk die weiter entwickelte Tierhaltung kennen, durch die die Verbreitung von Ziegen, Schafen und Rindern diesem Zeitalter zugeordnet werden kann. Natürlich konnten die Schäfer die Bewachung des großen Tierbestandes nicht mehr alleine bewältigen, sie benötigten die bei der Jagd eingesetzten, ausdauernden und zähen Hunde mit feinem Gespür.
Es gibt Vermutungen, nach denen der Vorfahre des Kuvasz` durch diese Beziehung in unseren Besitz überging, und seine Bezeichnung auf den einmaligen Nachbar hindeutet.
Durch die Entwicklung unserer Tierzucht wurden wir immer mehr von der bewaldeten Umgebung verdrängt, wir trieben unsere Tiere auf grasige Ebenen mit Baumgruppen. Nachdem wir von den hier sesshaften türkischen Hirtenvölkern weitere Tricks gelernt hatten, gelang uns, eine weitere bedeutende Entwicklung in unserer Tierhaltungstechnik zu erlangen, so entstand auch unsere halbnomadische Tierhaltung, die wir bei der Völkerwanderung beibehalten hatten.
Während unseres Aufenthalts in Lebedia müssen unsere Ahnen die kuvaszartigen Vorfahren der Hirtenhunde gekannt und genutzt haben. Seine Anpassung wurde in dem vergrößerten Tierbestand und in den Anforderungen aus der nomadischen Tierhaltung begründet. Die für die Bewachung und Bändigung der offen gehaltenen Schafs-, Rinder- und Pferdebestände verantwortlichen Hunde waren geschätzte Partner der Hirten.
An dieser Stelle kann man die auf den vom Kaukasus, Süd-Ural und von den Karpaten umgebenden weitläufigen Steppen und in den Bergen entstandenen Hirtenhunde erwähnen.
Die inneren und wenige Abweichungen aufweisenden äußeren Merkmale der in den selben Regionen herausgebildeten Hunderassen ähneln sich einander erstaunlich, sowohl der Kaukasischer Owtscharka, als auch der türkische Akbaş haben eine außerordentliche Ähnlichkeit mit dem Kuvasz, was auf einen gemeinsamen Vorfahren hindeutet. Das sind unbestechliche, extrem kräftige, zähe, unerschütterlich mutige, gegen Krankheiten widerstandsfähige und intelligente Hunderassen. Auch der Bewachungsstil dieser Rassen ist identisch, sie bewachen das ihnen anvertraute Vieh mehrmals umkreisend in regelmäßiger Bewegung.
In dieser Zeit schätzt man auch die Trennung vom Kuvasz und Komondor, die Bewachung von Schafen und Rindern erforderte nämlich einen unterschiedlichen Stil. Während Schafe langsamer grasen und unter sie mischend effektiver verteidigt werden können, spezialisierte sich der Komondor auf diese Tiere, erfordert von den Kuvaszok die Bewachung von Rindern und Pferden Schnelligkeit, sicheres und gnadenloses Auftreten, welche Bewachungseigenschaften diese Rasse bis zur heutigen Zeit beibehielt.
Während der Wanderung der Urungarn nach Etelköz und anschließend ins Karpatenbecken vermehrte sich ihr Tierbestand, der sich nach einzelnen Forschern zur Zeit der Landnahme auf ca. 10 Millionen beläuft. Hierbei müssen zahlreiche Hirtenhunde dazugehört, und eine bedeutende Rolle in der Hundepopulation des Karpatenbeckens gehabt zu haben. Die im Karpatenbecken lebenden Slawen hielten überwiegend Schweine, die keine großwüchsigen Hirtenhunde erforderten.
Aus rassenhistorischem Aspekt sind der Schädel und Knochen des 1978 in Fenékpuszta ausgegrabenen kuvaszähnlichen Hundes, dessen körperliche Merkmale mit den Besonderheiten des heutigen Kuvasz` übereinstimmten, einzigartig. Nach Dr. János Matolcsi, der den selbst in der Geschichte der Haustiere als Rarität zählenden Fund studierte, „..ist der betreffende Schädel der Beweis für den Vorfahren unseres Kuvasz` aus der Zeit der Landnahme”.
Den im Landwirtschaftlichen Museum von Budapest ausgestellten Knochen kann man entnehmen, dass nicht nur der Schädel, sondern auch die hinteren Extremitäten Verhältnisse aufzeigen, die denen der heutigen Kuvaszok ähneln. Die Bedeutung des Kuvasz` von Fenékpuszta ist auch in internationalen Verhältnissen einzigartig, es sind nämlich nur wenige Hunderassen, deren Vergangenheit 1100 Jahre zurückverfolgt werden kann.

Blutauffrischung

Da es sicher ist, dass unsere Vorfahren zahlreiche kuvaszähnliche Hirtenhunde in das Karpatenbecken brachten, können wir davon ausgehen, dass die hier gefundenen Hirtenhunde keinen wichtigen Einfluss auf den Kuvasz hatten.
Auf jeden Fall muss man aber erwähnen, dass die nach der Landnahme nach Ungarn übersiedelten und später zu Ungarn gewordenen Nomadenstämme östlicher Herkunft (Jassen, Kumanen, Petschenegen) kuvaszähnliche Hirtenhunde mitgebracht haben können, die aus züchterischem Aspekt auf die Rasse einen positiven Einfluss hatten. Ebenso waren diese Hunde bei dem Kuvasz die letzten Blutauffrischungen, da in den nächsten Jahrhunderten keine weiteren nomadischen Völker mit Tierhaltung in das Karpatenbecken kamen. Unseres Wissens kamen auch später während der türkischen Besatzung keine kuvaszähnliche Akbaş, Karabaş oder Kangals, die einen Einfluss gehabt hätten, in das Karpatenbecken.

3.    Unterscheidung, Rassebeschreibung, die „Erkenntnisse“ von Géza Buzzi

Wie bereits erwähnt, bewachten der Komondor und der Kuvasz über Jahrhunderte die Tierbestände der Ungarn mit unterschiedlichen physischen und mentalen Talenten. Während der Komondor an den Schafsherden der Tiefebene Wachdienst hatte, wurde der Kuvasz vorwiegend mit der Bewachung der Haustiere der Berge und der Hügellandschaften beauftragt, welche Aufgabe mehr Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Eigenständigkeit von dem Hund erfordert hat. Auf diese Weise wurde der Kuvasz hauptsächlich zum Wachhund der gegliederten Landschaften, wozu ihn seine entwickelte Muskulatur, sein Mut, die Dichte seines Fells und nicht zuletzt seine Intelligenz ihn geeignet machten.
Während der Jahrhunderte wurde der Kuvasz unter mehreren Bezeichnungen erwähnt, zum Beispiel als glattköpfiger Komondor, als seidenhaariger Wolfshund, als Bärenfänger (in Siebenbürgen, nach Zoltán Kenéz) oder einfach als Wolfshund, wodurch die Unterscheidung der zwei Rassen erschwert ist, da man nicht weiß, wann welche Rasse hinter dem Namen steckte.
Dieser Gordische Knoten wurde von Géza Buzzi gelöst, indem er die Wachhunde vereinigt und die zwei Rassen getrennt hatte. Er war derjenige, der als Erster die Unterscheidungen bei den Rassen publizierte, womit er die ersten Rassenbeschreibungen schuf, die später von Dr. Emil Raitsits, Dr. Lajos Abonyi und Csaba Geyza Anghi überarbeitet wurden. So entstand die heutige Rassenbeschreibung des Kuvasz`.
Der treue, mutige und kompromisslose Kuvasz wurde ohne seine ursprüngliche Aufgabe zum unerschütterlichen Bewacher von landwirtschaftlichen Gebäuden, Fabriken, Werkgeländern, Wohnhäusern und Personen. Ihre Farbe ist weiß, seltener elfenbeinfarben, mit einer Widerristhöhe von 70 cm (die Hündinnen sind kleiner, die Rüden etwas größer) sein Kopf ist sehr attraktiv, er stahlt Kraft und Edelmut aus, sein Aufbau ermöglicht eine unglaubliche Leistungskraft. Zu seinem Herrchen und den Familienmitgliedern ist er treu und tolerant, auf der anderen Seite ist er aber Fremden gegenüber misstrauisch, ja sogar gefährlich, wenn jemand sich ihm mit bösen Absichten nähert. Er verteidigt die ihm anvertrauten Personen und Vermögensgegenstände selbst mit seinem Leben. Das typischste Merkmal des Kuvasz` ist sein Kopf, der keilförmig, trocken, weder grob noch fein ist, seine mandelförmigen Augen „lächeln”. Diese Eigenschaften unterscheiden ihn besonders von den verwandten Rassen.

4.    Ähnlichkeiten und Unterschiede der verwandten Rassen

Unter den verwandten Rassen unterscheiden wir zwei Gruppen. Einerseits handelt es sich hier um in der Erscheinung sehr ähnliche und in den inneren Werten beinahe identische Hunde, die aus der alten Urheimat stammen.
Andererseits sprechen wir von Hunden, die aus den Kuvasz entwickelten, die nicht mehr im Karpatenbecken lebten.
Die Vertreter der ersten Gruppe sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Akbaş, Karabaş, Estena (der Hund der Moldawen), der Kaukasische Owtscharka, diese Rassen habe ich bereits erwähnt.
Die zweite Gruppe ist umso interessanter, da diese Rassen die örtlichen Abarten sind. Es ist interessant, dass diese Rassen nur in weißer Farbe gezüchtet wurden, ihre Körperverhältnisse sind fast mit der des Kuvasz` identisch, die wichtigsten Unterschiede sind jedoch die Qualität des Fells und die Kopfform. Der slowakische Čuvač weist die meiste Ähnlichkeit mit dem Kuvasz auf, obwohl seine Widerristhöhe die kleinste unter den verwandten Rassen ist. Der Hirtenhund aus dem Tatra ist unterschiedlicher, das zeigt sich an der sicheren Stopplinie des Kopfes, welche die Stirn sehr kräftig wirken lässt, sein Fell ist auch glatter und länger als bei dem Kuvasz. Der Cane da Pastore Maremmano-Abruzzese muss noch erwähnt werden, der sehr wahrscheinlich mit den zu den Schlachthöfen von Nord-Italien getriebenen ungarischen Graurindern in diese Region kam, indem er sie begleitete und bewachte. Nach anderen Expertenmeinungen ist er ein urtümlicher italienischer Hund, der bereits im antiken Rom existierte, seine außerordentliche Ähnlichkeit mit den aus Asien stammenden Hunden wird jedoch in Frage gestellt.

Die Anfänge und Schwierigkeiten der Sportzucht

1.    Erste Rassenbeschreibungen, der Anfang der Züchtung bis zum 2. Weltkrieg

Während der Jahrhunderte wurden unsere ungarischen großwüchsigen Hirtenhunde mannigfaltig erwähnt, der Komondor und der Kuvasz wurden aber immer wieder durcheinandergebracht. Viele erwähnten, dass wir über zwei hervorragende Wachhunde verfügen, aber diese zwei wurden von vielen verwechselt. Bis Ende des 19. Jh. wurde die (heftige Diskussionen auslösende) Rassenbeschreibung geklärt, die das erste Mal 1905 von Géza Buzzi veröffentlicht wurde. Damit wurde die Diskussion abgeschlossen, von nun an fing die ungarische Sportzucht an. Nach dem Friedensvertrag  von Trianon geriet der Großteil des Kuvaszbestandes außerhalb der Grenzen, was die ungarischen Züchter, die die Menge des Kuvaszbestandes steigern wollten, in eine schwierige Lage brachte.
Bis zu den 30er Jahren gelang ihnen dieses Unterfangen, und obwohl die Rasse sehr heterogen wurde, versuchten sie den Bestand mit aus Siebenbürgen bezogenen typischen Exemplaren zu verbessern. Bis zum Vorabend des 2. Weltkrieges ist es gelungen, einen grundsätzlich homogenen zahlenmäßig großen Bestand zu züchten, für den auch das Ausland Interesse zeigte. So kamen Kuvaszok nach Deutschland, Holland, Belgien und in die USA, wo sie bis zum heutigen Tage gezüchtet werden.

2.    Einer der Verlierer des Weltkrieges

Zu Beginn des 2. Weltkrieges befindet sich in Ungarn ein beachtlicher Kuvaszbestand, und infolge der Wiener Schiedssprüche kamen auch die Kuvaszok aus den wiedergewonnenen Gebieten nach Ungarn zurück.  Es gibt kaum schriftliche Überlieferungen darüber, ob zu dieser Zeit diese Hunde in die Zucht hineingenommen wurden, es ist aber nicht ausgeschlossen.
Die deutsche Besatzung sowie der Durchzug der Front hatten jedoch beinahe eine vernichtende Wirkung auf den Kuvaszbestand. Die furchtlosen mutigen Kuvaszok waren lebensbedrohliche Feinde der plündernden Soldaten, die auf der Suche nach Lebensmitteln waren. Sie konnten erst in die Gehöfte und Meierhöfe eindringen, nachdem sie die Hunde erschossen hatten. So wurde ein Großteil des Kuvaszbestandes zum Opfer der Waffen, es überlebten nur einige Exemplare verstreut im ganzen Land. Man weiß nicht, wie diese Exemplare in diesen stürmischen Zeiten durchkommen konnten. Ob die Bauern ihre Hunde bewusst gerettet hatten oder aber die Hunde nervenschwach und “feige” waren, weiß man nicht. Jedenfalls reduzierte sich die Anzahl der Kuvaszok von mehreren Tausend Exemplaren auf einige Dutzend. Meines Wissens erlitt keine andere Hunderasse so einen schweren Verlust.

3.    Neubeginn mit 5 Hunden

Die erste Erfassung des Bestandes widerspiegelt den Nachkriegszustand realistisch. Angeblich erwiesen sich im ganzen Land lediglich 5 Kuvaszok für die Zucht geeignet.  Auf der ersten Ausstellung nach dem Weltbrand bewertete als Richter einer der renommiertesten Fachmänner der Rasse Dr. Iván Márki. Nach seinen Erzählungen hatte er beinahe geweint, als er die Menge und Qualität der aufgeführten Kuvaszok sah.
Der erste Versuch, um die Rasse wieder auferstehen zu lassen, knüpft sich an den Namen von Csaba Anghi, der als Oberdirektor des Hauptstädtischen Tier- und Pflanzengartens die sogenannte „Zoozucht“ ins Leben rief. Der wahre Durchbruch ist aber Antal Kovács zu verdanken, der als Leiter des Gyapjúforgalmi Vállalat (Unternehmen für Baumwollvertrieb) die später weltberühmt gewordene „Gyapjús” Kuvasz-Zucht gründete. Um die Zucht aufleben zu lassen, bereisten sie das ganze Land, aber sie konnten nur 4 reinrassige Kuvaszok kaufen. Nach 3 Jahren harter Arbeit, und strenger Selektion der Welpen entstand der Stammbestand, auf den die Zucht aufgebaut werden konnte. Der berühmteste Deckrüde der Zucht hieß Gyapjús Morcos. Er hatte einen richtig typischen Kopf, gute Körperproportionen und ein ausgezeichnetes Temperament. Er hatte Fehler, die wir heute schwer tolerieren würden (Ohrenhaltung), aber für die damaligen Verhältnisse war er ein außerordentlich guter Kuvasz. Durch die Würfe in der Gyapjús Kuvasz-Zucht wurden die damals existierenden Zuchtstellen verbessert, eigentlich bilden die Nachkommen dieser Hunde die Grundlage der heutigen Kuvasz-Population.

4.    Diese wunderbaren 80-er

Nach ihrer Regenerierung konnte diese Rasse bis zu den 60er-70er Jahren wieder populär gemacht werden,  immer mehr Zuchtstellen, die die Voraussetzungen des qualitativen Züchtens schufen, wurden gegründet. Dies sollten wir in Anbetracht des Wachstums der Population und der Möglichkeit der Selektion deuten. Der Kuvaszbestand erreichte seinen wahren Höhepunkt (nach den Weltkriegen) in den 80er Jahren, als auf den einzelnen internationalen Ausstellungen bis zu 120-150 Hunde bewertet wurden.
In Ungarn wurde es zum Kult, einen Kuvasz zu halten, er wurde zum zuverlässigen Bewacher vieler Familienhäuser. In diesen Jahren war er beliebt und respektiert und das galt nicht nur für den registrierten Bestand mit Ahnentafel. Es gab viele reinrassige Kuvaszok ohne Ahnentafel, die auf landwirtschaftlichen Geländern, in Fabriken und auf Privatgrundstücken Bewachungs- und Schutzaufgaben nachgingen, und damit ihre Ahnen würdevoll vertraten.
Leider wurden sie aber vielerorts an meterlangen Ketten, in engen Zwingern, unter unwürdigen Verhältnissen gehalten, was von den ehrgeizigen Hunden berechtigt schwer geduldet wurden. Dadurch kamen sie in Verruf, kein Mensch würde nämlich zugeben, wenn er seinem Hund was angetan hat. In vielen Ecken des Landes war auf einmal eine Anfrage nach Kuvaszok da, so dass infolge der Bevölkerungsdichte viele Kuvaszbesitzer von einer eigenen Zucht finanzielle Vorteile erhofften, ohne dabei die Herkunft der Tiere dabei zu berücksichtigen. So kamen durch die oft vorkommende Inzest öfters nervenschwache Kuvaszok in private Hände.
Es kam sehr wohl vor, dass die Exemplare mit Nervenproblemen ihre Herrchen angegriffen hatten. Man muss aber betonen, dass diese Tiere nicht aus dem streng selektierten Bestand mit Ahnentafeln entstammten! Bis zum Ende der 80er Jahre ist es zahlreichen Züchtern gelungen, durch Kompetenz und Erfahrung einen hochwertigen und homogenen Zuchttierbestand aufzubauen, dies hat den Besitzern der betroffenen Tiere viel Erfolg und Anerkennung eingebracht. In dieser Zeit wurden jährlich durchschnittlich 2000-2400 Welpen offiziell registriert, und somit wurde der stabile Genbestand aufrechterhalten.

5.    Tiefpunkt

Nach der Wende kamen auch auf dem Gebiet der Hundezucht große Veränderungen. Unzählige Modehunde kamen ins Land, wodurch die ungarischen ureingesessenen Rassen in den Hintergrund gedrängt wurden. Dies zeigt sich an der Menge der jährlich herausgestellten Stammbüchern: während in den Jahren 1988-89 über 2000 Kuvaszwelpen mit Stammbüchern registriert wurden, sank diese Zahl 2000 auf 276. Die unermessliche Gleichgültigkeit ist auf mehrere Gründe zurückzuführen; sehen wir uns ein paar genauer an.
In den 90er Jahren kamen infolge der Öffnung Richtung Westen zahlreiche Hunderassen, die für einen ähnlichen Einsatz wie der Kuvasz geeignet waren, in das Land. Obwohl ihre Beliebtheit innerhalb einiger Jahre nachgelassen hat, haben diese Rassen viele Züchter vom Kuvasz abgebracht. Leider nutzte ein Teil dieser Modehundezüchter jede Gelegenheit, um den Kuvasz unbegründet zu verleumden, um mehr Raum für diese Moderassen zu gewinnen. Keiner weiß warum, aber die damaligen Kuvaszzüchter hielten nicht zusammen, sie dementierten nicht die unbegründeten Vorwürfe und setzten sich nicht für den Kuvasz ein; dies war ein großer Fehler.
Der zweite Grund ist, dass in diesem Zeitraum leider die schmalwüchsigen und kleinköpfigen windhundartigen Hunde auf den Ausstellungen gewonnen hatten, sie kamen in die Best in Shows, was die Liebhaber und Züchter der robusteren Typen entmutigte.
Der dritte Grund ist, dass die große ältere Generation der Züchter nicht mehr aktiv war, sie hörten mit dem Züchten auf und aus obigen Gründen gab es wenig Nachwuchs.
Der drastische Rückgang der Zuchtstellen führte leider zur Verringung der Selektionsbasis, was auch die Möglichkeiten des Züchtens einschränkte. Wie unsere anderen wunderschönen Hirtenhunderassen, so büßen auch die Kuvaszok leider auch den Mangel des Identitätsbewusstseins der Ungarn ein.

Übersetzung von Andrea Krebs: www.ungarisch-frankfurt.de

Die Jahrhunderte lange Nutzung der Kuvaszok als arbeitende Herdenschutzhunde formte nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch ihren Charakter. In der Einsamkeit der Puszta lebten sie in engem Sozialverband mit ihren Hirten, den Schafen und kleineren Treibhunden.

Daher kommt ihr, wie bei allen HSH-Rassen, mitunter recht hartes (im Nehmen und auch manchmal im Geben) dickköpfiges (stures) Wesen, aber auch ihre Eigenständigkeit und gelegentliche Eigensinnigkeit.

Gegenüber fremden Personen und Situationen reagiert der Kuvasz zurückhaltend, vorsichtig, (nicht zu verwechseln mit aggressiv und wesensschwach!) auch neugierig und interessiert. Er entscheidet selbst ob und wann er zu Fremden Kontakt aufnimmt.

Heute schätzen wir den Kuvasz vor allem wegen seiner Treue, seiner Souveränität und seiner Bereitschaft, bei akuter Gefahr ohne Angst etwas zu unternehmen ohne dabei draufgängerisch zu sein.

Seine Hauptaufgabe bestand darin, Raubtiere und Eindringlinge vom Gehöft fern zu halten. Hieraus erklärt sich sein ausgeprägtes Territorialverhalten. Tagsüber zeigt er sich ruhig, scheinbar phlegmatisch, während der Dämmerung und in der Nacht ist er jedoch sofort alarmbereit.

Er liebt Ruheplätze mit “guter Rundumsicht”, in der Natur Berghöhen, Anhöhen oder Hüttendächer. Will man die Nachbarn nicht durch einen eifrig bellenden “zivilen Haus- und Gartenbeschützer” vergraulen, sollte man ihm die Aufgaben des Wachens und Beschützens nicht noch durch “Paradeplätze im Garten” zusätzlich schmackhaft machen, denn er erledigt seine Aufgaben ernst und gewissenhaft und weitet “sein Territorium” nicht selten auf den gesamten Straßenzug oder auch das ganze Dorf aus.

Ein artgerecht ausgelasteter Kuvasz wird solche Ersatzhandlungen allerdings nicht entwickeln.

Mit dem Einzug in die modernen Haushalte der Städte und Dörfer ergaben sich so manche neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Radeln……Schwimmen……Gartenarbeit…….

Jagd-Eigenschaften:

Zum Zwecke der Jagdverwendung wurden im Mittelalter flinke, lauffreudige Rassen, wie z.B. russ. Windhundartige in etliche Schläge der Herdenschutzhunde eingekreuzt. So wirken viele HSH einerseits groß und mächtig, andererseits aber auch erstaunlich schnell, wendig und ausdauernd. Aufgrund dieses Erbes zeigen manche Kuvaszok den unerwünschten Jagdtrieb (Hetztrieb) dem bereits im jugendlichen Alter erzieherisch entgegen zu wirken ist

Noch mehr Infos sind nachzulesen in: “Herdenschutzhunde” von Petra Krivy, Kosmos 2004

Das weiße, manchmal elfenbeinfarbene, manchmal auch grüne und braune, wellige Fell ist in Bezug auf Pflege eher anspruchslos.  Einmal absaugen pro Woche reicht völlig aus.

Baden und übermäßiges Kämmen/Bürsten verletzen seine witterungsunempfindliche Struktur und den natürlichen Fettgehalt. Gegen ein gelegentliches Bad in einem Fluss oder einem See ist jedoch nichts ein zu wenden.

“Arbeitende” Herdenschutzhunde müssen sich, wenn sie Karawanen und Transhumanzen begleiten, mit dem Fressen, das ihnen angeboten wird, zufrieden geben. Daher sind sie heute sehr genügsam und ausgezeichnete Futterverwerter. Unsere Welpenkäufer erhalten bei der Übergabe neben den erforderlichen Papieren auch einen Sack Aufzuchtsfutter und eine detaillierte “Gebrauchsanweisung”

keine Zwingerhaltung

Kuvasz – Zucht „vom Drachenfels“ läuft unter Wordpress 4.2.37
Anpassung und Design: Gabis WordPress-Templates